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Altslawischer Ritus

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Der altslawische Ritus (auch: römischer Ritus in slawischer Sprache) ist eine Form der katholischen Messfeier, die seit dem 9. Jahrhundert in Kroatien praktiziert wurde, sich in späteren Zeiten aber nur in einigen Diözesen Dalmatiens und Istriens erhalten hat. Während sonst in der römisch-katholischen Kirche bis zur Liturgiereform des II. Vatikanischen Konzils fast überall das Lateinische in der Liturgie verwendet wurde, feierte man in manchen Kirchen Dalmatiens die Messe über Jahrhunderte in slawischer Sprache.

[Bearbeiten] Geschichte

Die Slawenapostel Cyrill und Method waren die ersten, die die slawische Sprache geschrieben haben. Dafür entwickelte Cyrill das so genannte glagolitische Alphabet. In dieser Schrift wurden einige der ältesten slawischen Manuskripte, ausnahmslos biblische und liturgische Texte, verfasst. Während sich später bei den Mährern die lateinische Schrift durchsetzte und in Bulgarien, Serbien und der Kiewer Rus die kyrillische Schrift in Gebrauch kam, hat sich bei den dalmatinischen Kroaten die Glagoliza erhalten und wurde insbesondere für liturgische Bücher verwendet, die in altslawischer Sprache (Kirchenslawisch) geschrieben waren.

Wie die Slawen in Böhmen und Mähren, so gerieten auch die Slawen an der Adriaküste bald in den Einflussbereich der lateinischen Kirche und sie benutzten auch den römischen Ritus im Gottesdienst. Ähnlich wie die Griechen im südlichen Italien erhielten sie das päpstliche Privileg, die Messe in ihrer eigenen Sprache zu feiern. Während aber die Griechen dabei dem byzantinischen Ritus folgten, war der altslawische Ritus der dalmatinischen Slawen eine Übersetzung der lateinischen Messtexte, wie sie in den meisten westlichen Diözesen verwendet wurden.

880 wurde den Slawen Dalmatiens und Kroatiens die Verwendung ihres eigenen muttersprachlichen Ritus auf Bitten des hl. Method von Papst Johannes VIII. offiziell gestattet. In späteren Zeiten verhielten sich die Päpste in dieser Frage uneinheitlich und manche versuchten, den altslawischen Ritus in Dalmatien einzuschränken oder gar ganz abzuschaffen. Allein bis ins 11. Jahrhundert genoss die altslawische Liturgie immer die Förderung und den Schutz der kroatischen Könige. Und als schließlich ab 1102 keine slawische Dynastie mehr in Kroatien herrschte, war die Tradition der altslawischen Liturgie in Dalmatien schon so fest verwurzelt, dass an eine Abschaffung nicht mehr zu denken war. Die slawischen Texte für den Gottesdienst (Missale), die Spendung der Sakramente und Sakramentalien (Rituale) sowie das Stundengebet (Brevier) wurden das gesamte Mittelalter über in glagolitischen Manskripten tradiert. Zentren der Überlieferung waren vor allem Klöster auf den dalmatinischen Inseln. Mittlerweile hatte sich aber die kroatische Volkssprache weiterentwickelt und sehr weit von der Sprache des altslawischen Ritus entfernt. Daher wurden die Messtexte auch in adaptierter Form in der Volkssprache aufgeschrieben. Seit dem 16. Jahrhundert wurden slawische Mess- und Ritualbücher in glagolitischer Schrift auch gedruckt.

Altslawisches Missale Romanum in glagolitischer Schrift. Rom 1631
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Altslawisches Missale Romanum in glagolitischer Schrift. Rom 1631

Die päpstliche Kirche in Rom interessierte sich in den Zeiten der Gegenreformation wieder stärker für den altslawischen Ritus. Papst Urban VIII. approbierte in einer Apostolischen Konstitution vom 29. April 1631, die korrigierte Neuausgsbabe des slawischen Missale als gleichwertig zum römischen Missale. Sein Nachfolger Innozenz X. erkannte in gleicher Weise 1648 das slawische Brevier offiziell an, dessen überarbeitete Neuausgabe 1688 unter Innozenz XI. erfolgte. Ein neues Rituale in glagolitischer Schrift war bereits 1640 erschienen.

Als im Jahr 1828 Latein als alleinige Unterrichtssprache in den Priesterseminaren Dalmatiens eingeführt worden war, wirkte sich dies ungünstig für den Erhalt des altslawischen Ritus aus. Die jungen Priester gingen nun an vielen Kirchen zum lateinischen Ritus über, der ihnen von der Ausbildung her vertraut war. Trotzdem überlebte der altslawische Ritus an einigen Orten und 1893 bzw. 1894 wurden in Rom von der Propaganda-Kommisson ein neues Missale Romanum, Slavonico idiomate und ein neues Rituale (Obrednik) herausgegeben. Einige patriotisch gesonnene kroatische Bischöfe, wie Josip Juraj Strossmayer und Antun Mahnić, engagierten sich besonders für den Erhalt und Verbreitung der altslawischen Liturgie. Mahnić z.B. gründete 1902 die Altslawische Akademie mit Sitz auf Krk. Der Bitte Strossmayers, den slawischen Ritus in ganz Kroatien und in Bosnien einzuführen, hat der Hl. Stuhl aber eine Absage erteilt. Auf Bitten des montenegrinischen Fürsten Nikola verlieh Papst Leo XIII. dem Erzbistum Bar 1886 das Recht, auch die altslawische Sprache in der Liturgie zu gebrauchen, die dort in der Praxis aber kaum Verwendung fand, einerseits weil die Priester mit der glagolitischen Schrift nicht vertraut waren, andererseits weil viele Katholiken in Montenegro Albaner waren.

Um 1900 wurde der altslawische Ritus noch in den kroatischen Diözesen Senj, Veglia, Zadar und Split gepflegt. Dazu kamen noch einige Klosterkirchen der Franziskaner. Den Priestern war es verboten, während des Gottesdienstes zwischen den Sprachen zu wechseln; die Liturgie musste entweder ganz in slawischer oder ganz in lateinischer Sprache zelebriert werden.

Durch die Einführung der Volkssprache in der römisch-katholischen Liturgie in Folge der Liturgiereform des II. Vatikanischen Konzils, verlor der altslawische Ritus seine Bedeutung; er wird heute nur mehr ausnahmsweise in der Liturgie verwendet.

[Bearbeiten] Literatur

1. Quellen

  • Misal po zakonu rimskoga dvora. 1483 (Erster Druck in glagolitischen Lettern, Nachdruck: Zagreb 1971).
  • Missale Romanum. Slavonico idiomate. Ex Decreto Sacrosancti Concilii Tridentini Restitutum, Pii V. Pontificis Maximis Jussu Editum, Clementis VIII, Urbani VIII et Leonis XIII Auctoritate Recognitum. Romae 1893
  • Missale Romanum. Ex Decreto SS. Concilii Tridentini restitutum Summorum Pontificum Cura Recognitum. Ratisbonae 1958. (Letzte Ausgabe des altslawischen Missale vor der Liturgiereform).


2. Darstellungen

  • Benussi, Bernardo: La liturgia slava nell’Istria. (In: Atti e memorie della societa istriana di archeologia e storia patria.) Parenzo 1893.
  • Grčević, Mario: Das kroatische volkssprachliche Missale Romanum des 16. Jahrhunderts. Philologisch-linguistische Untersuchung. Diss. Mannheim 2005
  • Ivanišević, Alojz: Die Bemühungen Josip Juraj Strossmayers um die slawische Liturgie aus der Sicht der österreichisch-ungarischen Zentralbehörden und des Vatikans. In: Kroatien. (= Östereichische Osthefte 37/1995,2). S. 423-445.
  • Murko, Matthias: Die slawische Liturgie an der Adria. In: Österreichische Rundschau 2(1884), S. 163-178.
  • Vajs, Josef: Memoria liturgiae slavicae in Dioecesi Auxerensi. Ex archivo Dioecesano Auxerensi excerpsit. Veglae 1906.

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