Privacy Policy Cookie Policy Terms and Conditions Alexander Walterowitsch Litwinenko - Wikipedia

Alexander Walterowitsch Litwinenko

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Der Artikel oder Abschnitt hat ein aktuelles Ereignis zum Thema. Der Inhalt kann sich rasch ändern.
Tagesaktuelle Details gehören nach Wikinews.

Alexander Walterowitsch Litwinenko (russisch Александр Вальтерович Литвиненко, wiss. Transliteration Aleksandr Val’terovič Litvinenko; * 30. August 1962 in Woronesch; † 23. November 2006 in London) war ein ehemaliger Oberstleutnant des russischen Geheimdienstes FSB, Buchautor und Kritiker des russischen Präsidenten Wladimir Putin. Er stand dem ebenfalls in Großbritannien im Exil lebenden russischen Oligarchen und Putin-Gegner Boris Beresowski nahe.

Alexander Walterowitsch Litwinenko
vergrößern
Alexander Walterowitsch Litwinenko

Inhaltsverzeichnis

Biografie

Nach Abschluss der Mittelschule wurde Litwinenko 1980 in die Armee einberufen. Ab 1988 war er in der Abteilung für Spionageabwehr des sowjetischen Geheimdienstes KGB tätig. In verschiedenen Konfliktherden der Sowjetunion und später Russlands war er an Kampfeinsätzen beteiligt. Beim FSB, der russischen Nachfolgeorganisation des KGB ab 1991, war Litwinenko im Kampf gegen Terrorismus und organisiertes Verbrechen eingesetzt.

Im März 1999 wurde Litwinenko erstmals verhaftet und im November desselben Jahres freigesprochen, jedoch noch im Gerichtssaal erneut festgenommen und im Jahr 2000 wiederum entlassen. Litwinenko behauptete, die Anschuldigungen gegen ihn, die zu den Strafverfahren führten, seien konstruiert gewesen, außerdem sei seine letzte Entlassung aus der Haft nur nach Unterzeichnung einer Verpflichtung zum Verzicht auf eine Ausreise aus der Russischen Föderation erfolgt. In der Folge wurde ein drittes Strafverfahren gegen ihn eröffnet. Nach eigenen Angaben wurden Litwinenko und seine Familie vom FSB bedroht, was ihn letztlich zur illegalen Ausreise bewogen habe. Mit seiner Familie lebte er seitdem in Großbritannien, wo ihm im Mai 2001 politisches Asyl gewährt wurde. Er gehörte zu den schärfsten, aber sicherlich nicht zu den bekanntesten Kritikern des russischen Präsidenten Putin, des ehemaligen Chefs des FSB. Eines der zwei Bücher Litwinenkos wurde von Boris Beresowski finanziert. [1]

Kritiker Putins

Litwinenko machte eine Reihe von Anschuldigungen öffentlich, die seine früheren Geheimdienstkollegen von KGB und FSB und den früheren FSB-Chef Wladimir Putin belasten oder diskreditieren. Diese Behauptungen konnten bislang von unabhängigen Medien weder bestätigt noch widerlegt werden. Es sind dies im Einzelnen:

Auftrag zur Liquidierung Beresowskis

1998 beschuldigte Litwinenko auf einer Pressekonferenz in Moskau die Führung des Geheimdienstes FSB der Anstiftung zum Mord. Er habe von dieser den Auftrag bekommen, den damals einflussreichsten russischen Oligarchen Boris Beresowski zu liquidieren.[2]

Sprengstoffanschläge auf Wohnhäuser 1999

Zusammen mit Juri Felschtinski, einem US-amerikanischen Historiker russischer Herkunft, verfasste er das Buch Blowing Up Russia. Terror from Within; russisch ФСБ взрывает Россию Der FSB sprengt Russland in die Luft). Die zentrale These des Buches ist, dass die Sprengstoffanschläge von 1999 auf Wohnhäuser in Moskau und anderen russischen Städten, bei denen rund 300 Menschen den Tod fanden, nicht, wie von offiziellen russischen Stellen behauptet wird, von tschetschenischen Terroristen verübt wurden. Vielmehr gingen die Anschläge – so die Autoren – auf das Konto des russischen Geheimdienstes FSB und dienten als Vorwand für die Entfesselung des Zweiten Tschetschenienkriegs. Beweise für diese in Russland bis heute kursierende Verschwörungstheorie konnte er aber nicht liefern. [3][4]

Diese These vertraten auch Mitglieder einer öffentlichen Kommission um Sergei Kowaljow. Ihre Mitglieder wurden von einer Reihe von Zwischenfällen heimgesucht: Der Kommissionsvorsitzende Sergej Juschenkow wurde am 17. April 2003 erschossen. [5] [6] Dem Ermittler der Kommission, dem Anwalt Michail Trepaschkin – wie Litwinenko ein ehemaliger FSB-Offizier – wurde eine Pistole untergeschoben, er wurde im Mai 2004 wegen Verrats von Staatsgeheimnissen und illegalem Besitz von Munition zu vier Jahren Lagerhaft verurteilt. Nach Angaben von Amnesty International war das Verfahren „offenbar politisch motiviert“ und entsprach „nicht den internationalen Standards für faire Verfahren“. Russische Menschenrechtsgruppen gingen davon aus, dass „die Anklagen gegen ihn konstruiert wurden, um zu verhindern, dass er seine Ermittlungen zu den 1999 verübten Bombenanschlägen auf Wohnhäuser fortsetzen konnte“, so Amnesty International.[7]

Das Kommissionsmitglied Juri Schtschekotschichin, Vize-Chefredakteur der Wochenzeitung „Nowaja Gaseta“, starb am 3. Juli 2003. Offizielle Todesursache war eine schnell verlaufende allergische Reaktion, das sogenannte Lyell-Syndrom. Die politischen Freunde des Verstorbenen zweifelten diese Darstellung an. Sie wiesen darauf hin, dass der Verstorbene nicht an Allergie gelitten habe und dass nie geklärt wurde, was den angeblichen allergischen Schock auslöste. Ihr Versuche, die Umstände des Todes näher zu untersuchen, wurden jedoch von offizieller Seite behindert; zahlreiche Fragen konnten nicht beantwortet werden. [8] Einige westliche Medien sprechen von Vergiftung. [9] Die russische oppositionelle Internetzeitung grani.ru reiht den Fall unter die großen politischen Morde in Russland ein. [10]

Die auf Menschenrechtsfragen spezialisierte russische Nachrichtenagentur Prima, welche vom ehemaligen Sowjetdissidenten Alexander Podrabinek geleitet wird, ließ das Buch in Lettland drucken und wollte es in Moskau mit einer Auflage von 4.400 Exemplaren verkaufen. Der Lastwagen mit der Auflage wurde im Rahmen einer Antiterror-Aktion angehalten, die Bücher wegen gegen den Staat gerichteten Inhalts beschlagnahmt, so die Mitarbeiter der staatlichen Organe, die vor Ort tätig waren. Offiziell war in Moskau zu den Gründen der Beschlagnahme und dem Verbleib der Ladung für Journalisten keine Information zu erhalten.

Organisation der Geiselnahme im Moskauer Theater 2002

Im Juni 2003 sagte Litwinenko im Interview mit dem australischen TV-Sender SBS, dass mindestens zwei der Tschetschenen, die das Moskauer Musical-Theater erstürmt hatten, in Wahrheit für den FSB gearbeitet hatten und vom FSB zur Geiselnahme angestiftet worden waren. Angeblich konnten die beiden ihm bekannten Tschetschenen später nicht unter den Toten gefunden werden, sondern wurden vom FSB herausgeholt. Aus diesem Grund sei er überzeugt, dass die Geiselnahme in Wahrheit eine geplante Aktion des FSB war [11].

Unterstützung von al-Qaida

Im Sommer 2005 beschuldigte er in einem Interview der polnischen Zeitung Rzeczpospolita den damals von Putin geführten FSB, im Jahr 1998 Aiman az-Zawahiri und andere al-Qaida-Führer in der an Tschetschenien angrenzenden Teilrepublik Dagestan trainiert zu haben [12].

Romano Prodis KGB-Komplizenschaft

Im April 2006 machte Litwinenko mit Anschuldigungen gegen Romano Prodi, den italienischen Ministerpräsidenten, auf sich aufmerksam. Aus seinen Kontakten zu früheren russischen FSB-Mitarbeitern will Litwinenko zuverlässige Informationen erhalten haben, dass Prodi mit dem KGB zusammengearbeitet habe. Dies erklärte der britische EU-Parlamentarier Gerhard Batten am 3. April 2006 im EU-Parlament. [13]

Pädophilie-Anschuldigungen

Litwinenko beschuldigte im Juli 2006 auf der Webseite der tschetschenischen Separatistenbewegung Wladimir Putin der Veranlagung zur Pädophilie.[14] Er verglich ihn mit dem bekannten ukrainischen Massenmörder und Kannibalen Andrei Tschikatilo.

Anschläge auf die Londoner U-Bahn 2005

Zu den weiteren Anschuldigungen, die Alexander Litwinenko in Richtung Wladimir Putin und den FSB verlauten ließ, gehörte die Organisation der Anschlägen auf die Londoner U-Bahn 2005. Alexander Litwinenko nannte im Juli 2005 Putin und den FSB „die größten Terrorismus-Förderer weltweit“. [15]

Tod

Am 1. November 2006 wurde Litwinenko in London nach den bisherigen Ermittlungen von Scotland Yard Opfer eines Mordanschlags.[16] [17]Nach letzten Informationen wurde er mit der radioaktiven Substanz Polonium-210 kontaminiert, die sein Immunsystem zerstörte und seine Leber schwer schädigte. Am 23. November 2006 verstarb er um 21.21 Uhr Ortszeit an den Folgen der Strahlenschäden.[18] Nach Angaben der britischen Gesundheitsbehörde seien in Litwinenkos Urin „hohe Konzentrationen“ der Substanz Polonium-210 entdeckt worden.[19] Die Obduktion seiner Leiche wurde immer wieder verschoben, weil die Strahlendosis für das medizinische Personal als gesundheitsschädigend eingestuft wurde. Am 1. Dezember untersuchten schließlich vier Ärzte Litwinenkos Leichnam. Der russische Ex-Spion machte in seinem letzten Interview Russlands Präsidenten Wladimir Putin für den Anschlag verantwortlich.[20]

Die polizeilichen Ermittlungen zum Tod sind noch nicht abgeschlossen. Die meisten westlichen Medien deuten jedoch einen politischen Hintergrund an und verweisen auf Litwinenkos kritische Veröffentlichungen über die Rolle der Geheimdienste in Russland.[21][2] Der britische Guardian zitiert britische Geheimdienstquellen. Diesen Quellen zufolge könnte es sich auch um eine zielgerichtete Diskreditierung Russlands handeln.[22] Alexander Litwinenko hatte enge Verbindungen mit dem tschetschenischen Untergrund und war mit dem "Außenminister" der nicht anerkannten Rebellenregierung, Achmed Sakajew befreundet, der ähnlich wie Litwinenko im Londoner Exil lebt. Die britische Zeitung Daily Express sprach von der Möglichkeit, dass Litwinenko beim Schmuggel radioaktiver Stoffe für den Bau einer Schmutzigen Bombe verstrahlt worden sein könnte [23].

Polonium-210 hat eine Halbwertszeit von 138 Tagen und ist nicht allgemein verfügbar. Es wird vermutlich allein von den USA und Russland in größeren Mengen in Reaktoren hergestellt. Eine Verfügbarkeit für nichtstaatliche Gruppen, die Wladimir Putin in Helsinki angedeutet hat, ist nur durch eine präzise „just in time“-Belieferung vorstellbar. Dies würde wiederum eine staatliche Kooperation bedingen. Außerdem ist es wohl nur mit erheblicher Erfahrung und erheblichen technischen Möglichkeiten in eine Darreichungsform zu bringen, die dem Essen unbemerkt beigemischt werden kann.

Kurz vor seinem Tod soll der ehemalige Geheimagent Alexander Litwinenko seinem Vater folgenden Abschiedsbrief diktiert haben, der ihn vor Fernsehkameras verlas, in dem er den russischen Präsidenten Wladimir Putin für seinen Tod verantwortlich machte. Die Nachrichtenagentur AFP dokumentiert die wichtigsten Passagen des Schreibens:

„Während ich hier liege, höre ich in aller Deutlichkeit die Flügel des Todesengels. Möglicherweise kann ich ihm noch einmal entkommen, aber ich muss sagen, meine Beine sind nicht so schnell, wie ich es gerne hätte. Ich denke deshalb, dass es an der Zeit ist, ein oder zwei Dinge dem Menschen zu sagen, der für meinen jetzigen Zustand verantwortlich ist. Sie [Putin, Anm. von AFP] werden es vielleicht schaffen, mich zum Schweigen zu bringen, aber dieses Schweigen hat einen Preis. Sie haben sich als so barbarisch und rücksichtslos erwiesen, wie ihre ärgsten Feinde es behauptet haben. Sie haben gezeigt, dass Sie keine Achtung vor dem Leben, vor der Freiheit oder irgendeinem Wert der Zivilisation haben. Sie haben sich als Ihres Amtes unwürdig erwiesen, als unwürdig des Vertrauens der zivilisierten Männer und Frauen. Sie werden es vielleicht schaffen, einen Mann zum Schweigen zu bringen. Aber der Protest aus aller Welt, Herr Putin, wird für den Rest des Lebens in Ihren Ohren nachhallen. Möge Gott Ihnen vergeben, was Sie getan haben, nicht nur mir angetan haben, sondern dem geliebten Russland und seinem Volk.“

– Abschiedsbrief Litwinenkos, übersetzt von der AFP[24]

Putin wies die Anschuldigungen bezüglich der Beteiligung Moskaus an einer Ermordung zurück: „Schauen Sie auf europäische Länder, wo die Mafia systematisch Polizisten, Journalisten und Richter umbringt.“

Übertritt zum Islam

Nach anfänglichen Behauptungen auf Webseiten tschetschenischer Separatisten bestätigte auch der Vater von Alexander Litwinenko, dass sein Sohn seit längerer Zeit Sympathien für den Islam gehegt habe und kurz vor seinem Tod zum Islam übergetreten sei[25]. Seine Beerdigung wurde nach islamischem Ritus abgehalten.

Litwinenkos Recherchen

Litwinenkos Recherchen konzentrierten sich im wesentlichen auf zwei Fälle: Der Zerschlagung des Ölkonzerns Jukos und der Ermordung der Putin-Kritikerin Anna Politkowskaja.

Zerschlagung von Jukos

Vor seinem Tod soll Alexander Litwinenko die Umstände der Zerschlagung des russischen Ölkonzerns Jukos verfolgt haben, so berichtet die britische Tageszeitung The Times. Er habe dabei herausgefunden, dass mehrere Menschen aus dem Umfeld des Konzerns unter ungeklärten Umständen starben oder verschwunden seien. Die Ergebnisse der Recherche habe er dem früheren, mittlerweile in Israel lebenden Jukos-Vize Leonid Newslin übergeben, der aus Russland geflohen war. Litwinenko habe Informationen über „Verbrechen mit direkter Beteiligung der russischen Regierung“ bei der Zerschlagung von Jukos gehabt.[26] [27] Die Zerschlagung des Jukos-Konzerns war Teil der in der Ära Putin einsetzenden teilweise tödlichen Neuverteilungskämpfe zwischen Mitgliedern der politischen und wirtschaftlichen russischen Eliten um milliardenschwere Firmenanteile oder Rohstoffvorkommen, an denen sich auch Vertreter des russischen Staates beteiligten. [28] [29]. Von offizieller russischer Stelle wurde die Zerschlagung mit Steuerhinterziehung und Betrug begründet.

Ermordung von Anna Politkowskaja

Eigenen Aussagen zufolge hat Litwinenko sich zuletzt auch mit dem Mord an der Moskauer Journalistin Anna Politkowskaja beschäftigt. Er soll sich am Tag seiner Verstrahlung mit Polonium-210 mit dem italienischen Kontaktmann Mario Scaramella getroffen haben, der ihm angeblich wichtige Unterlagen zu diesem Fall überreichte. Darin sollen Mitglieder einer Spezialeinheit des FSB als Urheber des Mordes an Politkowskaja angeführt werden. Litwinenko sei in diesen Unterlagen ebenso wie der in London lebende russische Oligarch Beresowski als nächstes Ziel von Anschlägen genannt worden.[30]

Die Ermittlungen

Am 6. Dezember stufte Scotland Yard den Fall als Mord ein. Bis dahin waren die Behörden Großbritanniens von einem ungeklärten Todesfall ausgegangen. [31] Am darauf folgenden Tag eröffnete auch die russische Staatsanwaltschaft ein Verfahren wegen Mordes an Litwinenko. Damit wird – falls die Ermittlungen zu einem offiziellen Ergebnis kommen – ein Prozess gegen mutmaßliche Täter in Russland möglich. Schon vorher hatten russische Offizielle klargestellt, dass es keine Auslieferung von Verdächtigen von Russland nach Großbritannien geben wird. Der Prozess gegen sie solle in Russland geführt werden.[32] Eine Spur führt nach Hamburg zu Dimitri Kowtun, der sich am 1. November mit Alexander Litwinenko in der Bar des Millenium Hotels in London getroffen hat, nachdem er sich zuvor in Hamburg aufgehalten hat. Kowtun wird derzeit selbst in Moskau im Krankenhaus wegen Strahlenschäden behandelt.

Medienecho

Das Medieninteresse rund um den Anschlag auf Litwinenko begann Mitte November 2006, nachdem sich sein Zustand rasant verschlechtert hatte. Nach Angaben des Guardian wurde eine Kampagne von Chime Communications, einer PR-Agentur organisiert. Sie soll Verbindungen zu dem im britischen Exil lebenden russischen Oligarchen Boris Beresowski haben. Die Agentur verbreitete Informationen über den Gesundheitszustand von Litwinenko mit Fotos aus dem Krankenhaus.[33]

Der Fall Litwinenko wirft, nach Ansicht der internationalen Presse, mehr Fragen auf, als derzeit beantwortet werden können. Die Medien zählen eine Reihe widersprüchlicher Deutungen auf, weisen aber auch auf Eigenheiten der russischen Politik unter Putin hin.

„In Europa löst der Mord an dem russischen Dissidenten Erinnerungen an die düstersten Phasen des Kalten Krieges aus. Die schlimmsten Befürchtungen, die man über das moderne Russland hegt, scheinen sich zu bestätigen. Die Erosion bürgerlicher Freiheiten und der Herrschaft des Rechts schreiten mit besorgniserregender Geschwindigkeit voran. Unübersehbar ist auch, dass Energie und Ressourcen als Instrumente für eine imperiale Politik genutzt werden, um Länder wie Georgien und Ukraine, die gerade erst sowjetischer Unterdrückung entkommen sind, in die russische Einflusssphäre zurückzuzwingen.“

– Jürgen Krönig: Giftige Grüße aus Moskau Auf: Die Zeit online vom 28. November 2006[34]

„Drei Möglichkeiten müssen die Ermittler in Betracht ziehen: Jene, dass Litwinenko auf Befehl aus Moskau ermordet wurde. Jene, dass die Mörder aus einem anderen Umfeld kamen. Aber auch, dass Litwinenkos Tod ohne fremdes Verschulden eingetreten ist.“

Viel Nebel im Mordfall an der Themse In: Süddeutsche Zeitung 25./26. November 2006

„Vor wilden Vermutungen und Verdächtigungen wird gewarnt. Abgesehen von Recht und Moral: Die Regierung in Moskau kann kein Interesse haben, nach dem ungeklärten Mord an der systemkritischen Journalistin Politkowskaja neuen Zweifeln ausgesetzt zu sein. (…) Die Motivforschung geht in viele Richtungen, eingeschlossen Organisierte Kriminalität oder Abrechnung aus dem KGB und Warnung an künftige Kritiker.“

– Michael Stürmer: Moskau hilft kein toter Spion In: Die Welt vom 27. November 2006

„Die Geschichte von Alexander Litwinenko, eines ehemaligen Offiziers des KGB und dessen Nachfolgeorganisation FSB, seine gegen die russische Regierung gerichteten Anklagen und seine Freundschaft mit dem Exil-Oligarchen Boris Beresowski haben zu einer Reihe widerstreitender Theorien darüber geführt, wer für seinen Tod verantwortlich ist: Moskau hat es getan: Die dem Toten nahe stehen, haben Präsident Putin beschuldigt, hinter dem Mord zu stehen. Kräfte im FSB: Es wurde in Großbritannien und Russland erklärt, dass der Präsident seinen Nachrichtendienst nicht völlig kontrolliert und dass er nicht alles kennt, was dieser tut. Beresowski ist verantwortlich: Dies ist die Lieblingstheorie der Kremlanhänger, die den flüchtigen Oligarchen anschwärzen als kriminellen Verschwörer gegen die Interessen Russlands. Litwinenko hat sich selbst vergiftet: Eine andere Theorie, die man vor allen Dingen in Moskau hört. Aber die britischen Behörden haben es zugelassen, dass sie einige Bedeutung erlangt, indem sie sich öffentlich weigerten, diese Möglichkeit auszuschließen.“

– Raymond Whitaker: Nuclear fallout: Alexander Litvinenko died in agony. Who killed him, and why? In: The Independent vom 26. November 2006

„Paradox oder Schema: Jeder Aufsehen erregende Mord ist für den Oligarchen (Beresowski, Anm. d. Red.) und seine Leute ein Anlass, mit dem Finger Richtung Kreml zu deuten, besonders vor großen internationalen Treffen. So war es im Fall von Anna Politkowskaja, so ist es im Fall Alexander Litwinenko. „Ich denke, wir haben es mit einer gut organisierten Kampagne oder einem konsequenten Plan zur Diskreditierung Russlands und seiner Führung zu tun. Natürlich stellt sich auch hier wie in der Vergangenheit die Frage: Und wem nützen diese Opfer?“ so urteilt der Berater des Präsidenten Sergei Jastrschembski.“

Ein seltsamer Tod fern der Heimat Reportage des russischen Staatssenders Westi vom 24. November 2006[35]

„Das Argument all der Herren ist: Es war für Putin nicht nützlich, den Befehl zur Beseitigung Litwinenkos und Politkowskajas zu geben. Doch dieses Argument passt nicht für Herrn Putin und seine Umgebung. Die Jukos-Affäre hat dem Image Russlands und Putins gewaltigen Schaden zugefügt, hat sich negativ ausgewirkt auf die Entwicklung Russlands und wird sich noch weiter negativ auswirken. Trotzdem hat man die Jukos-Spitze mit unnützer Grausamkeit und Rachsucht verfolgt. Der Beschuss der Schule in Beslan, der Gasangriff auf das Kino Nord-Ost haben die unmenschlichen, tierischen Züge des Regimes gezeigt – sie waren völlig unnütz und wurden durchgeführt. Putin ist ein Mensch der Rache und der Emotionen. Litwinenko war im Jahr 2006 schon nicht mehr aktuell. Doch man hat Rache genommen für die Pressekonferenz des Jahres 1998, für sein Buch ‚Wie der FSB Russland in die Luft sprengt‘. Das war eine demonstrative, auf Schau angelegte Bestrafung – lange und quälend, zur Abschreckung.“

Eduard Limonow: Eine demonstrative Bestrafung Auf: grani.ru (russische Internetzeitung) vom 28. November 2006[36]

„Wer Alexander Litwinenko auch immer vergiftete, hatte zwei Ziele: einen langen und Aufsehen erregenden Tod des ehemaligen KGB-Agenten und eine Ausrichtung der öffentlichen Mordanschuldigungen direkt auf Wladimir Putin. Das bringt mich dazu, zu glauben, dass Putin nicht damit zu tun hat.“

Patrick Buchanan: Wird Putin kompromittiert? Auf: townhall.com vom 27. November 2006[37]

Familie

Litwinenko hinterlässt seine Frau Marina und einen zehnjährigen Sohn.

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Wolfgang Koydl, Daniel Brössler: Geigerzähler und giftige Grüße aus Moskau In: Süddeutsche Zeitung vom 28. November 2006
  2. a b Spiegel Online: Anschlag in London : Vergifteter Putin-Kritiker kämpft um sein Leben . 20. November 2006
  3. [1]
  4. [2]
  5. Russischer Parteiführer erschossen Auf: faz.net vom 17. April 2003
  6. State Duma Deputy Yushenkov shot dead Artikel auf der Webseite des norwegischen Instituts für Außenpolitik vom 17. April 2003]
  7. Der Fall Trepaschkin bei Amnesty International Stand Juni 2006
  8. Der letzte Fall des Juri Schtschekoschichin Auf: Webseite der Partei der Sozialen Verteidigung vom 23. Juli 2006 (russisch)
  9. Florian Hassel: Tödliche Quittung für die Kritik In: Bietigheimer Zeitung vom 22. November 2006
  10. Große politische Morde (russisch) Auf: grani.ru vom 12. Oktober 2006
  11. Terrorism takes front stage – Russia’s theatre siege. In: SBS TV vom 04.06.2003
  12. Kremlin Poison. Auf: Financial Sense vom 20.11.2006
  13. Battens Rede im Original auf seiner Homepage
  14. Der Kreml-Tschikatilo. Auf: chechenpress.info vom 5. Juli 2006
  15. The originator of the acts of terrorism in London was standing near Tony Blair Auf: chechenpress.com vom 11. Juli 2005
  16. Scotland Yard ermittelt offiziell wegen Mordes In: Die Presse vom 7. Dezember 2006
  17. Scotland Yard spricht von Mord am Ex-Spion In: Netzeitung vom 6. Dezember 2006
  18. ARD:Chronologie
  19. Spiegel Online: Ärzte finden radioaktive Substanz im Körper des toten Ex-Spions. 24. November 2006
  20. Spiegel Online: Russischer Ex-Spion macht Kreml für seinen Tod verantwortlich
  21. Alexander Schrepfer: Giftanschlag auf russischen Ex-Geheimdienstler In: Wiener Zeitung vom 14. November 2006
  22. Ian Cobain, Jeevan Vasagar and Lee Glendinning: Poisoned former KGB man dies in hospital In: The Guardian vom 24. November 2006
  23. Was ex-spy trying to sell dirty bomb? In: Daily Express vom 4. Dezember 2006
  24. Litwinenkos Abschiedsbrief in deutscher Übersetzung Auf: Homepage der Tagesschau vom 24. November 2006
  25. Litwinenko konvertierte auf Totenbett zum Islam In: SPIEGEL Online vom 4. Dezember 2006
  26. Ex-Spion recherchierte zu Skandal um Ölkonzern Yukos In: Die Welt vom 27. November 2006
  27. Presse: Ex-Spion Litwinenko hatte Beweise für Verbrechen bei Yukos-Übernahme Auf: Capital.de vom 27. November 2006
  28. Jens Hartmann: Bomben fürs „Bisnes“ In: Die Welt vom 28. Mai 2005
  29. Jens Hartmann: Der Staat langt zu In: Die Welt vom 15. April 2005
  30. Eine Spur des Todes durch London In: Die Presse vom 29. November 2006
  31. Scotland Yard spricht jetzt offiziell von Mord Auf: Spiegel online vom 6. Dezember 2006
  32. Russland eröffnet eigenes Ermittlungsverfahren Auf: Spiegel online vom 7. Dezember
  33. Ian Cobain, Jeevan Vasagar and Lee Glendinning: Poisoned former KGB man dies in hospital In: The Guardian vom 24. November 2006
  34. Jürgen Krönig: Giftige Grüße aus Moskau Auf: Die Zeit online vom 28. November 2006
  35. Westi: Seltsamer Tod fernab der Heimat
  36. Eduard Limonow: Eine demonstrative Bestrafung (Vorsitzender der oppositionellen National-Bolschewistischen Partei. Auf: grani.ru vom 28. November 2006
  37. Patrick Buchanan: Is Putin being set up? Auf: townhall.com vom 27. November 2006

Static Wikipedia 2008 (no images)

aa - ab - af - ak - als - am - an - ang - ar - arc - as - ast - av - ay - az - ba - bar - bat_smg - bcl - be - be_x_old - bg - bh - bi - bm - bn - bo - bpy - br - bs - bug - bxr - ca - cbk_zam - cdo - ce - ceb - ch - cho - chr - chy - co - cr - crh - cs - csb - cu - cv - cy - da - de - diq - dsb - dv - dz - ee - el - eml - en - eo - es - et - eu - ext - fa - ff - fi - fiu_vro - fj - fo - fr - frp - fur - fy - ga - gan - gd - gl - glk - gn - got - gu - gv - ha - hak - haw - he - hi - hif - ho - hr - hsb - ht - hu - hy - hz - ia - id - ie - ig - ii - ik - ilo - io - is - it - iu - ja - jbo - jv - ka - kaa - kab - kg - ki - kj - kk - kl - km - kn - ko - kr - ks - ksh - ku - kv - kw - ky - la - lad - lb - lbe - lg - li - lij - lmo - ln - lo - lt - lv - map_bms - mdf - mg - mh - mi - mk - ml - mn - mo - mr - mt - mus - my - myv - mzn - na - nah - nap - nds - nds_nl - ne - new - ng - nl - nn - no - nov - nrm - nv - ny - oc - om - or - os - pa - pag - pam - pap - pdc - pi - pih - pl - pms - ps - pt - qu - quality - rm - rmy - rn - ro - roa_rup - roa_tara - ru - rw - sa - sah - sc - scn - sco - sd - se - sg - sh - si - simple - sk - sl - sm - sn - so - sr - srn - ss - st - stq - su - sv - sw - szl - ta - te - tet - tg - th - ti - tk - tl - tlh - tn - to - tpi - tr - ts - tt - tum - tw - ty - udm - ug - uk - ur - uz - ve - vec - vi - vls - vo - wa - war - wo - wuu - xal - xh - yi - yo - za - zea - zh - zh_classical - zh_min_nan - zh_yue - zu -