Privacy Policy Cookie Policy Terms and Conditions Ökologischer Jagdverband - Wikipedia

Ökologischer Jagdverband

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Der ÖJV oder Ökologische Jagdverband ist ein 1988 als Alternative zum DJV gegründeter Jagdverband, der sich der ökologischen Jagd verpflichtet hat. Er ist als Bundesverband mit Landesverbänden organisiert. Es gibt assoziierte Verbände im Ausland, z.B. in Österreich.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Entstehung

Vom Mittelalter bis 1850 wurde die sog. Feudaljagd mit teils fatalen Folgen für die Land- und Forstwirtschaft gepflegt. Diese Epoche wurde 1850 mit der Freigabe der Jagd für jedermann beendet. Aber bereits kurz darauf setzte z.B. mit Wilhelm II oder Hermann Göring eine Entwicklung ein, die mit dem, de facto bis heute gültigen Reichsjagdgesetz von 1934, das nach dem Krieg weitestgehend übernommen wurde bis in unsere Zeit, hineinwirkt. Aufgrund der damit verbundenen enormen Wildschäden im Wald durch Verbiss, Fegen und Schälen kam es seit den 70er Jahren verstärkt zu Gegenbewegungen. Horst Stern wies in seiner Natursendung "Sterns Stunde" 1971 darauf hin, dass das Rotwild auf Grund der Überhege seinen Lebensraum, den Wald, zerstört. Kritische Stimmen zur Jagd aus Naturschutzkreisen von BN, BUND und NABU mehrten sich. Die Jagdkritik von Seiten der Tierschützer nahm zu. Ökologen und Wildbiologen hinterfragten zunehmend die etablierte Jagd durch Kritik an der Selektion nach Trophäen, an der kontraproduktiven Winterfütterungen etc. und Stimmen aus Forstkreisen weisen vehementer auf gravierende Waldschäden durch das Schalenwild hin. Die Sensibilität in der Gesellschaft und in den Staatsforstverwaltung stieg zudem mit den neuartigen Waldschäden, anderen Waldkalamitäten und der zunehmenden Klimaveränderung. Die deshalb immer stärker propagierte naturgemäße Waldwirtschaft forderte ebenfalls die Reduzierung der Schalenwildbestände, s.a. Meister, ehemals Forstamt Bad Reichenhall, Sperber, ehemals Forstamt Ebrach, Hans Kornprobst, ehemals Forstamt Schliersee. Auf diesem Hintergrund wurde 1988 federführend durch Richard Plochmann zusammen mit vielen anderen, wie Horst Stern, der Ökologische Jagdverein (ÖJV) gegründet.

Gegenwärtig ist Elisabeth Emmert Bundesvorsitzende des ÖJV.

[Bearbeiten] Grundsätze

Der ÖJV sieht die Jagd als eine legitime Form der nachhaltigen Naturnutzung an. Die Ökologie soll dabei als wertfreie Wissenschaft Grundlagen für die Jagd liefern, von der Waldbau, Natur-, Arten- und Tierschutz betroffen sind. Aufgabe der Jagd ist es, in der Kulturlandschaft ökologische und unzumutbare ökonomische Schäden zu verhindern und eine nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen zu ermöglichen. Demzufolge muss beispielsweise das Schwarzwild wegen seiner Schäden in der Landwirtschaft reguliert werden.

Auf Grund der aktuellen Umweltprobleme, allen voran des Klimawandels und der damit einhergenden wiederholen massenweisen Vermehrung des Borkenkäfers, steigt die Bedeutung des Schutzes der Wälder. Deshalb muss der Waldbau grundsätzlich und der Umbau der Wälder durch die Jagd unterstützt werden. Das Wachstum der Wälder aber wird maßegeblich durch das Schalenwild beeinflusst, da Hirsche, Rehe, Gamsen, Damwild und andere Schalenwildarten mit zunehmender Wilddichte durch Verbiss, Schälen und Fegen ihren Lebensraum schädigen oder zerstören. Die Folgen zu hoher Schalenwildbestände sind entmischte Wälder mit Tendenzen zu Monokulturen, geringere Diversität und dadurch geringerer Stabilität; damit verbunden sind zudem höhere ökonomische Kosten durch künstliche Pflanzung, kostenintensive Zäunungen oder andere Schutzmaßnahmen. Schalenwild muss deshalb so bejagt werden, dass sich die Wälder ohne zusätzliche Schutzmaßnahmen verjüngen können, so dass der Schwerpunkt ökologischer Jagd im Aufbau naturgemäßer, gemischter Wälder liegt. Nutzung und Schutz gehen hier Hand in Hand.

Die Trophäenjagd, mit den damit verbunden trophäenorientierten Jagdzeiten oder der Fütterung habe maßgeblich zu diesen Problemen beigetragen, da das Fördern jagdbarer Tiere und der Wunsch, möglichst große Trophäen zu erbeuten, zur einseitigen Förderung jagdbarer Tiere auf Kosten des Waldes führe. Willdfütterung sei unnatürlich, denn das Wild ist durch die lange Evolution an den winterlichen Nahrungsengpass angepasst. Verluste von schwachen Stücken dienen der Gesunderhaltung der Populationen. Fütterung ist daher oftmals kontraproduktiv, da sie die Reproduktionsrate erhöht und damit das Wald-Wild-Problem zusätzlich anheizt.

Damit habe die Jagd die ökologische Aufgabe, die natürliche Vielfalt (Diversität) zu fördern, wo immer es geht. Dabei müssen die Selbstregulationsmechanismen der Natur beachtet werden. Die Funktion der Beutegreifer im Ökosystem ist auf diesem Hintergrund zu würdigen und eine Bekämpfung nur als Konkurrenz sei folglich zu unterlassen. Dort wo, wie beim Schalenwild, gravierende Schäden am Biotop entstehen, sind diese durch die Jagd zu verhindern. Der Aufbau stabiler, gemischter Wälder ist durch angepasste Schalenwildbestände zu fördern. Grundsätzlich muss die Jagd für den Naturhaushalt unbedenklich sein und möglichst störungsarm erfolgen. Effiziente Jagdmethoden, wie z.B. Bewegungsjagden, sind auf Grund der geringeren Beunruhigung auch aus Tierschutzgründen zu fördern.

[Bearbeiten] Kritik

Die Ziele des ÖJV, insbesondere der Grundsatz "Wald vor Wild", sind umstritten. Es wird dem ÖJV vorgehalten, dass er sich aufgrund seines vorrangigen Ziels, die Qualität des Waldes zu verbessern, Ökologischer Waldverein nennen sollte. Seine Bemühungen, die Jagd zu unterstützen, seien geringer als die, für "gesunde" Wälder zu sorgen. Kritik wird insbesondere daran geübt, dass es nicht um den gesunden Wald hinsichtlich seiner ökologischen Bedeutung sondern hinsichtlich seiner kommerziellen Nutzung gehe. Einwände wie das Wild habe es in den vergangenen Jahrhunderten nicht geschafft, den Wald zu vernichten, verhallen beim ÖJV scheinbar ungehört. Auch wird sog. Öko-Jägern ab und zu vorgeworfen, die Wildbestände in ihren Reviere übermäßig zu dezimieren, was bei bestimmten Wildarten einen Sog aus den Nachbarrevieren auslöse und dadurch deren Bestände gleich mit dezimiere. ÖJVler führen an, dass von einem "Sog" in die stärker bejagten Reviere nicht gesprochen werden kann, sondern eher von einem "Überdruck" in den anderen, weniger bejagten Revieren, welche solche Argumente angesichts nicht mehr lohnender Jagdmöglichkeiten im eigenen Revier als Zynismus auffassen. Der vom ÖJV gewünschten Freigabe des Schrotschusses auf Rehwild begegnen die meisten Jäger mit Ablehnung. Sie meinen, der Schrotschuss sei deshalb zu verneinen, weil er nur unter ganz engen Voraussetzungen, welche nur schwer abschätzbar seien, einsetzbar und aus diesem Grund mit Fug und Recht in Detschland gesetzlich verboten sei. ÖJVler meinen, dass die vorgebrachten Argumente gegen den Schrotschuss auf Rehwild, ein Verbot des Schrotschusses im Gesamten bedeuten müsse. Dabei wird allerdings übersehen, dass Rehwild im maximalen Schrotschussbereich von ca. 35m im Gegensatz zu anderem Niederwild nur sehr selten erlegt werden kann und deshalb ein praktischer Bedarf kaum vorhanden ist. Vergessen wird bei den meist hitzigen Diskussionen, dass nur die wenigsten deutschen Jäger, seien sie beim ÖJV oder einem anderen Verband organisiert, jemals in den Staaten, wo der Schrotschuss auf Rehwild erlaubt ist, praktische Erfahrungen gesammelt haben. Folglich wird kritisiert, dass es bei dem Begehren nicht um jagdpraktische Aspekte sondern nur um mehr Rechte gehe.

[Bearbeiten] Weblinks

  • www.oejv.de - ÖJV
  • www.nabu.de - Interview mit der ÖJV-Bundesvorsitzenden Elisabeth Emmert: "Wald und Wild in Einklang bringen"

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