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Museologie

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Museologie oder Museumskunde ist die Wissenschaft vom Sammeln, Bewahren, Erforschen und Vermitteln von Dingen als Natur- und Kulturzeugnisse, insbesondere in der Institution Museum. Die Beschränkung auf bewegliche Gegenstände unterscheidet sie von der Theorie der Bau- und der Bodendenkmalpflege. Das Institut für Museumskunde in Berlin ist die zentrale Forschungs- und Dokumentationsstelle in Deutschland; anwendungsorientierte Museologie-Studiengänge bieten die Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig und die Fachhochschule für Technik und Wirtschaft Berlin an.

Die Begriffsableitung Museologen oder Museumskundler bezeichnet zunächst Angehörige dieser Wissenschaft und im weiteren Sinn alle Personen, die Museumsaufgaben ausfüllen: Sammlung, Bestandserhaltung, Dokumentation, Erforschung und Vermittlung (siehe Museumspädagogik).

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Geschichte der musealen Ordnungswissenschaft

Eine erste Systematik für Kunstkabinette als Vorläufer der modernen Museen stellte bereits Samuel Quiccheberg (1529 - 1567) auf. Begründer der Museologie als Ordnungswissenschaft ist Johann Daniel Major (1634–1693). Louis-Sébastien Mercier stellt 1771 in L'An 2440, rêve s'il en fut jamais am Vorabend der der Französischen Revolution die Ordnungskonzepte der zentralisierten Museen Frankreichs dar (Louvre).[1]

[Bearbeiten] Musealität

Als Forschungsgegenstand der Museologie gilt unter Anderem die „Musealität“. Unter Musealität wird je nach Forschungsstandpunkt verstanden:

  • als das Verhältnis des Menschen zu der ihn umgebenden Wirklichkeit (F. Waidacher)
  • die einem Objekt durch Aufnahme in eine museale Sammlung zugewiesene Qualität als Erinnerungsträger
  • die Eigenschaft des gegenständlichen Kulturerbes, in einer Realität eine andere zu dokumentieren
  • die behauptete anthropologische Konstante, dass der Mensch Dinge als Zeugnisse bestimmter Sachverhalte auswählt, aufbewahrt und der Gesellschaft vermittelt.

Aufgabe der Angewandten Museologie ist es, die Musealität vor dem Hintergrund eines bereits existierenden oder zu schaffenden Sammlungskonzepts zu erkennen, herauszuarbeiten und zu vermitteln (siehe auch Museumspädagogik). Dies kann entweder im verdichteten Medienverbund einer Ausstellung mehrerer Objekte, am einzelnen Objekt oder mittels sekundärer Medien (Publikation, Film, Audio, Internet...) erfolgen.

[Bearbeiten] Sammlung, Sammlungsstrategien, Inventarisierung

Eine wesentliche Aufgabe des Museologen ist es, in Abstimmung mit den Fachwissenschaftlern, Restauratoren und benachbarten Institutionen, Strategien für die Sammlungstätigkeit seines Museums zu entwickeln. Er hat in diesem Zusammenhang generell und später im Einzelnen zu entscheiden, nach welchen Kriterien ein Objekt in die Sammlung des Museums aufgenommen werden soll. So können Objekte als Repräsentant der Musealität, einer bestimmten Zeit, einer bestimmten Region oder einer Entwicklungsreihe gesammelt werden. Weitere Sammlungskriterien sind Einzigartigkeit, Seltenheit, Häufigkeit, materielle Beschaffenheit und Wert.

Wurde die Übernahme des Objektes in den Sammlungsbestand beschlossen, so erhält das Objekt zunächst eine Eingangsnummer, der die Erwerbsunterlagen im Eingangsbuch zugeordnet werden. Im nächsten Schritt steht die Inventarisierung an. Hierbei wird das Objekt offiziell in das Inventar, also den Bestand des Museums übernommen und in das Inventarbuch eingetragen. Gleichzeitig wird die Inventarnummer am Objekt - möglichst dauerhaft, aber reversibel - am Objekt angebracht. Bewährt haben sich hierbei Nummern der Form:

Museumskürzel Jahr/Objektnummer.Unterpunktnummer/Gesamtzahl der Teile

also z. B. JM 1999/00333.1/12 für das erste von 12 Teilen des Objektes JM 1999/00333

Siehe auch: Museumsdokumentation

[Bearbeiten] Ordnungsprinzipien

Die Museumswissenschaft befasst sich mit der systematischen oder didaktischen räumlichen Anordnung musealer Gegenstände im architektonischen Raum des Museums. Grundlage sind Ordnungskonzepte, die den einzelnen Gegenstand in den Sinnzusammenhang des zeitlichen, räumlichen, materiellen oder qualitativen Ordnungsgefüges einbetten. Dadurch werden Epochen und großräumige und globale Zusammenhänge zu überschaubaren Präsentationen exemplarischer Gegenstände reduziert. Die Gliederung nach Epochen oder Periodisierungen erlaubt eine synchronistische Geschichtsdarstellung.

Hieraus ergibt sich auch die Differenzierung von Dauerausstellung und Ausstellung auf Zeit sowie die Trennung von Ausstellungshalle, Schausammlung und Studiensammlung und Magazin. Andererseits bedingt die Präsentation der Gegenstände deren Bewachung, Erhalt und Konservierung, Beschriftung und Beleuchtung sowie verschiedene Techniken der Veranschaulichung und Vermittlung.

Die räumliche Ordnung kann

  • zeitliche Abfolgen wiedergeben – AntikeMittelalterNeuzeitModerne und dadurch Entwicklungen sichtbar machen, wie auch naturhistorische Museen Entwicklungslinien durch entsprechende Anordnungen der Sammlungsbestände nachvollziehbar machen (siehe: Phylogenese).
  • Materialklassen zusammenfassen, und so die Entwicklung besonderer Technologien zeigen, wie dies in den Glas-, Keramik- und Porzellan-Abteilungen von Kunstgewerbemuseen und Technikmuseen, Waffen- und Instrumentensammlungen geschieht. Daher ist auch die Numismatik auch eine Museumswissenschaft.
  • Kontinente und Länder in ihren Entwicklungen zusammenfassen, wie es Abteilungen für Europäische Kunst oder Präkolumbische Kultur, für Italienische Malerei oder Holländische Kunst in den kunst- und kulturgeschichtlichen Museen leisten und Volkskunde- und Freilichtmuseen durch topographische Ordnung.
  • qualitative Ordnungen z. B. nach künstlerische Schulen durch eine Anordnung nach den Hauptmeistern und ihrer Werkstattwirkungen, eine Anordnung der viele Gemälde- und Graphiksammlungen folgen. Andere qualitative Ordnungen unterscheiden zwischen Monumentalwerken und Kleinkunst, zwischen Hochkunst und Alltagsgegenstand, Medien vom Webemittel über das Plakat bis zur Zeitung, Technologien vom Handwerk bis zur Großindustrie.
  • thematische Ordnungen versuchen aus Einzelgegenständen besondere historische Ambiente, historische Ereignisse und Produktionsprozesse entweder mit Originalen oder durch Rekonstruktionen und Modelle zusammenzustellen. Diese Ordnungsgefüge sind gleichmaßen in naturhistorischen wie technischen Museen anzutreffen.
  • schliesslich ist die Museologie als Ordnungswissenschaft Grundlage für die Herausbildung von Museumsabteilungen und Spezialmuseen sowie der Differenzierung von Schausammlung und Studiensammlung.

[Bearbeiten] Bestandserhaltung

Unter dem Begriff der Bewahrung / Bestandserhaltung werden alle Maßnahmen subsumiert die der langfristigen Bewahrung musealer Sachzeugen dienen. Ziel ist die unter konservatorischen Gesichtspunkten möglichst optimale Lagerung der Musealien. Hierbei sind externe und interne Faktoren zu berücksichtigen, die den Erhalt des Objektes jeweils in Abhängigkeit von dessen Materialien und Machart beeinflussen:

Extern

  • Beleuchtung: UV und IR Belastung
  • Temperatur und -schwankungen
  • Luftfeuchte und -schwankungen
  • mechanische Belastungen
  • chemische Belastungen

Intern

  • objektimmanente, mechanische Belastung
  • objektimmanente, chemische Belastung
  • Mikroklima und -schwankungen

[Bearbeiten] Dokumentation und Katalogisierung

Der Teilbereich der Museumsdokumentation hat das Ziel ein museales Objekt und seinen Ursprungskontext, seine Provenienz möglichst umfangreich und erschöpfend zu dokumentieren und zu erschließen.

[Bearbeiten] Leihverkehr

Zwischen Dokumentation und Vermittlung liegt bei nahezu jedem Ausstellungsprojekt die Planung und Organisation des Leihverkehrs. Organisatorisch wird diese Tätigkeit in vielen Museen durch die Abteilung "Sammlung" wahrgenommen; manche größere Museen haben eigene Leihbüros. Zentrale Aufgaben sind hierbei:

  • Vertragsgestaltung und -überwachung
  • Organisation von Versicherung und Transport

Die Zeichnung der Leihverträge erfolgt in der Regel durch die Museums- oder Amtsleitung. Es wird zwischen befristeten Leihverträgen und Dauerleihverträgen unterschieden.

[Bearbeiten] Vermittlung und Besucherforschung

Die Vermittlungsarbeit im Museum gliedert sich in die Bereiche

  • Objekt-, text- und bildgebundene, selbstreferenzielle Vermittlung in der Ausstellung
  • Humangebundene Vermittlung durch Führungskräfte (siehe Museumspädagogik)

Einen maßgeblichen Beitrag zur Entwicklung der Ausstellungsdidaktik hat in den letzten Jahren die Besucherforschung geliefert, die die Rezeption von Ausstellungen mit qualitativen und quantitativen Methoden systematisch erfasst und analysiert. So hat sich aus der Besucherforschung heraus zum Beispiel die Methode des „Mock up“, einer provisorischen Präsentation bestimmter Ausstellungselemente vor einem Testpublikum entwickelt, die das Ziel hat die Wirkung der Präsentation zu optimieren.

[Bearbeiten] Historische Museologie

Historische Museologie umfasst die Geschichte des Sammelns dinglicher Natur- und Kulturzeugnisse und die Wissenschaftsgeschichte der Museologie; enger gefasst, bearbeitet sie die Entstehung und Entwicklung der Institution Museum und deren gesellschaftliche Kontexte.

[Bearbeiten] Vereinigungen, Forschung und Lehre

Die zentrale Forschungs- und Dokumentationsstelle in Deutschland ist das Institut für Museumskunde in Berlin. Im deutschsprachigen Raum werden Studiengänge zur Museologie an folgenden Hochschulen angeboten:

In Großbritannien, Canada und den USA gibt es Museum Studies an etwa 54 Universitäten[1].

Die zentrale internationale Organisation ist der International Council of Museums (ICOM).

In der Schweiz gibt es den Berufsverband der Museologinnen und Museologen Schweiz.

In Deutschland gibt es den Berufsverband der deutschen Registrare, registrars deutschland e. V.

[Bearbeiten] Siehe auch

Verwandte Wissenschaften sind unter anderem die Archivkunde, Denkmalpflege und Bibliothekswissenschaft.

[Bearbeiten] Weblinks

Einführungen

Ressourcen zu Dokumentation

[Bearbeiten] Literatur

Literatur über Museologie in Bibliothekskatalogen: DNB GBV

Allgemein

  • Flügel, Katharina: Einführung in die Museologie. Darmstadt, Wiss. Buchges. 2005. ISBN 3-534-09232-5
  • Andreas Grote (Hg.): Macrocosmos in Microcosmo. Die Welt in der Stube. Zur Geschichte des Sammelns 1450 bis 1800, Opladen 1994 ISBN 3-8100-1048-0
  • Katharina Flügel und Arnold Vogt (Hrsg.): Museologie als Wissenschaft und Beruf in der modernen Welt. Weimar VDG Verlag und Datenbank für Geisteswissenschaften Leipzig : Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur, 1995. - 149 S. : Ill.. - (Leipziger Gespräche zur Museologie ; Bd. 3). - ISBN 3-929742-56-X
  • Gottfried Korff: Museumsdinge. deponieren - exponieren. Böhlau Verlag, Köln - Weimar - Wien 2002. ISBN 3412042021
  • Friedrich Waidacher: Handbuch der allgemeinen Museologie. Weimar/Wien: Böhlau, 1999. - ISBN 3-205-99130-3
  • Friedrich Waidacher: Museologie - knapp gefasst. Wien/Köln/Weimar: Böhlau, 2005. - ISBN 3-205-77268-7 (Böhlau); 3-8252-2607-7 (UTB)

Dokumentation

  • Inventarisierung, Dokumentation, Bestandsbewahrung / Landschaftsverband Westfalen-Lippe, Westfälisches Museumsamt. Erarb. von: Manfred Hartmann [u.a.] Red.: Susanne Nickel [u.a.]. - 4., erw. und überarb. Aufl. - Münster : Westfälisches Museumsamt, 2004. - 212 S. . - (Materialien aus dem Westfälischen Museumsamt ; 1 ). - Literaturverz. S. 143-200. - ISBN 3-927204-58-7
  • Heinz A. Knorr: Inventarisation und Sammlung in den Heimatmuseen. Reihe: Fachlich-Method. Anleitungen für die Arbeit in den Heimatmuseen. Heft 1958. Halle a.d. Saale: Fachstelle für Heimatmuseen, 1957.
  • Holger Simon: Kulturpolitische Anmerkungen zum Umgang mit Kulturgütern aus öffentlichen Sammlungen im Zeitalter der Internetpublikation, in: Rundbrief Fotografie. Analoge und digitale Bildmedien in Archiven und Sammlungen 13 (2006), S. 23-25. [2]
  • Walter Trachsler: Systematik kulturhistorischer Sachgüter: eine Klassifikation nach Funktionsgruppen zum Gebrauch in Museen und Sammlungen. Bern: Haupt, 1981. - ISBN 3-258-02942-3

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