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Bodo Graf von Alvensleben-Neugattersleben

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Hans Bodo Graf von Alvensleben-Neugattersleben (* 18. Oktober 1882 in Neugattersleben; † 3. Oktober 1961 in Frankfurt am Main) war Gutsbesitzer und Präsident des Deutschen Herrenklubs.

Bodo Graf von Alvensleben-Neugattersleben
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Bodo Graf von Alvensleben-Neugattersleben

Er wurde als fünftes Kind des Werner Graf von Alvensleben-Neugattersleben (1840-1929) und der Anna von Veltheim (1853-1897) auf dem väterlichen Gut Neugattersleben| (Provinz Sachsen) geboren. Er besuchte das Gymnasium in Kassel und Dillenburg, studierte Jura in Bonn und Halle und diente als Einjähriger bei den Kürassieren in Münster. 1908-1910 folgte eine praktische landwirtschaftliche Ausbildung in Winningen und in Neugattersleben.

Aufgrund eines Zerwürfnisses mit seinem Vater über die beabsichtigte Heirat mit einer Katholikin wanderte er 1910 nach Victoria (British Columbia) in Kanada aus, um wirtschaftlich unabhängig zu werden. Nach Kanada war sechs Jahre zuvor schon sein älterer Bruder Gustav Konstantin von Alvensleben (Gustin) gegangen und hatte sich vom einfachen Arbeiter zu einem erfolgreichen Unternehmer in Vancouver hochgearbeitet. Auch Bodo begann als Holzfäller, konnte dann ein Handelsunternehmen gründen und damit die wirtschaftliche Grundlage schaffen, um bereits 1912 seine Verlobte, Ada Gräfin von Korff gen. Schmising (1878-1924), zu heiraten und nach Kanada zu holen. Dort wurden seine beiden ältesten Töchter Anna Therese und Elisabeth geboren. Bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges gelang es ihm, sich auf abenteuerliche Weise nach Deutschland durchzuschlagen und als Kriegsfreiwilliger zu melden. Seine Frau konnte später mit ihren Kindern nachkommen. 1918 wurde die dritte Tochter Maria geboren. Im Krieg wurde er Rittmeister und mit dem EK I und II ausgezeichnet. Im Revolutionsgeschehen von 1918 wurde er aufgrund seiner Beliebtheit bei den Soldaten in den Arbeiter- und Soldatenrat gewählt und war in dieser Eigenschaft für den Schutz der Kaiserin Auguste Victoria im neuen Palais in Potsdam verantwortlich.

1919 ging er – nach Aussöhnung mit seinem Vater – zurück nach Neugattersleben, um dort zunächst als Pächter und nach dem Tode seines Vaters als dessen Erbe die Bewirtschaftung zu übernehmen. 1924 starb seine erste Frau. In zweiter Ehe heiratete er 1926 Marie-Josephine von Blücher (1891-1970). Aus dieser Ehe stammte der 1932 geborene Sohn Alvo.

Neben der Bewirtschaftung des Gutes fielen ihm sehr bald zahlreiche weitere Aufgaben in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft zu. Hierzu hatten wohl auch sein stets verbindliches Wesen, seine rhetorische Begabung, sein Gerechtigkeitssinn und seine soziale Einstellung beigetragen. Das Spektrum seiner Tätigkeiten umfasste die Mitgliedschaft in mehreren Aufsichtsräten in Unternehmen der Ernährungswirtschaft, den Vorsitz des Landbundes im Bezirk Magdeburg, die Landesführung des Stahlhelm im Gau Magdeburg, die Führung der bürgerlichen Fraktionen im Kreistag, den Vorsitz des Alt-Herrenvereins des Corps Borussia in Bonn, den Vorsitz des Tennisclubs Rot-Weiß in Berlin und nicht zuletzt die Präsidentschaft des Deutschen Herrenklubs in Berlin, dessen Mitgründer er 1924 war.

Ziel des Herrenklubs war, ein Gesprächsforum zum Gedankenaustausch für Funktionseliten unterschiedlicher Couleur aus Landwirtschaft, Industrie, Politik ,Verwaltung, Presse und Wissenschaft zu bieten. Eine große Rolle spielten dabei die jährlich im Dezember in Berlin durchgeführten sogenannten Jahresessen, an denen etwa 500 Personen der damaligen politischen und gesellschaftlichen Prominenz teilnahmen. Insgesamt hatte der Klub deutschlandweit um 5000 Mitglieder. Er war in regionale Klubs oder Gesellschaften untergliedert.

Als Präsident eines so bedeutsamen Klubs bemühte er sich, den Einfluß der aufkommenden nationalsozialistischen Bewegung zurückzudrängen. Alvensleben selbst war seit 1922 Mitglied der Deutsch-Nationalen Volkspartei (DNVP). Als diese Bemühungen 1933 scheiterten, zog er sich jedoch nicht zurück, sondern versuchte, aus der neuen Situation das beste zu machen. Als der Stahlhelm geschlossen in die SA überführt wurde, erhielt er zum Abschied den Titel „Brigadeführer der SA ehrenhalber“. Als der Landrat des Kreises Calbe (Saale) Dr. Parisius im Kriege zur Wehrmacht eingezogen wurde, hat er stellvertretend das Landratsamt verwaltet. Dabei bemühte er sich, seinen Grundsätzen der Rechtsstaatlichkeit und Menschlichkeit treu zu bleiben. Dies verschaffte ihm in seiner Heimat ein hohes Ansehen, das weit über das Jahr 1945 hinausreichte. So berichtete eine in der damaligen DDR erscheinende Zeitschrift „Der Bär - Heimathefte für Stadt und Land Bernburg“ 1957, dass sich Alvensleben nach 1933 für sozialistische Gemeinderatsmitglieder einsetzte, die von den Nationalsozialisten drangsaliert wurden, weiterhin über einen Brief, den er 1944 an Hermann Göring schrieb, in dem er die schlechte Behandlung von russischen Kriegsgefangenen in Deutschland kritisierte.

Dennoch kam er 1945 in ein amerikanisches Internierungslager, weil er der Beteilung an nationalsozialistischen Verbrechen verdächtigt wurde. Erst im Januar 1948 erfolgte sein Freispruch durch die Spruchkammer. Zuvor war er zum katholischen Glauben übergetreten. Das Gut Neugattersleben war durch die sogenannte Bodenreform 1945 enteignet worden. Seine Gesundheit war angeschlagen und er starb am 3. Oktober 1961 in Frankfurt/Main und wurde in Kronberg/Taunus beerdigt. Nach der Wiedervereinigung Deutschlands überführten seine Nachkommen ihn und seine 1970 verstorbene Frau auf den Familienfriedhof in Neugattersleben.

[Bearbeiten] Literatur

  • Hellmut Kretzschmar: Geschichtliche Nachrichten von dem Geschlecht von Alvensleben seit 1800. Burg b. M., 1930, S. 77-78.
  • Ernst Krause: Erinnerungen an Neugattersleben. Unveröffentlichtes Manuskript (219 S.). Halle 1935.
  • Hubert Fiedler: Hohndorf – Neugattersleben. Der Bär – Heimathefte für Stadt und Land Bernburg, 2. Jahrgang 1957, S. 250-252.
  • Stephan Malinowski: Vom König zum Führer. Deutscher Adel im Nationalsozialismus. Frankfurt/Main 2004, S. 427ff.

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